Wer von Maienfeld den Blick über den Falknis schweifen lässt, sieht vor seinem inneren Auge sogleich Heidi mit dem Geissenpeter durch die Wälder und Wiesen streifen. Die Bündner Herrschaft repräsentiert die typische Postkarten-Schweiz. Doch gerade als sich Langeweile breitmacht, durchbricht ein Knattern die Stille. Es ist ein wohlbekanntes und doch erfrischend aufregendes Gedröhn… Töfflilärm! Willkommen bei den Davaz-Brüdern in Fläsch. Die zwei Bündner wollen die Schweizer Weinszene aufwecken – etwa so wie sie früher mit ihren Töffli die Einwohner von Fläsch und Maienfeld aus deren Tagträumen ins Hier und Jetzt zurückholten. «Unser Ziel ist es, innovative und qualitativ hervorragende Schweizer Weine zu produzieren und diese einem möglichst breiten Publikum näher zu bringen», sagt Micha. Er hat in St. Gallen Betriebswirtschaft studiert und führt seit 2018 die Weinhandlung von Salis. Sein Bruder Luca ist Weintechnologe und zuständig für die Vinifikation der Eigenweine. «Wir ergänzen uns prima!», sagen die beiden und wer sie zusammen sieht, glaubt das sofort. Aufmerksamkeit erregen die Töfflibuebe heute aber nicht mehr mit Lärm und Gestank, sondern ganz im Gegenteil mit feinem Wein. Also Gamaret und Pinot statt Hercules und Pony. Was gleichgeblieben ist: Der jugendliche Übermut, die Lust Neues zu probieren und die eigene Reichweite auszudehnen.
Das Image der Schweizer Weine hat sich in den letzten 15 Jahren massiv verbessert. Darauf kann die neue Generation aufbauen und sie tut dies äusserst spielerisch und selbstbewusst. Trotzdem: Nur knapp ein Drittel der Deutschschweizerinnen und Deutschschweizer trinkt regelmässig einheimische Weine. Die Tendenz ist allerdings steigend: «Vor allem junge Leute wollen vermehrt regionale Weine entdecken», sagt Micha Davaz. Wer kraftvolle Weine mit intensiver Farbe und verführerischer Fruchtsüsse sucht, muss längst nicht mehr zum Süditaliener greifen. Warum also in die Ferne schweifen? Das Gute liegt in Töfflidistanz.