Apulien ist Italiens grösstes Weinanbaugebiet, und wenn sich da einer um ein paar über fünfzigjährige Reben kümmert, ist das schon etwas seltsam, so wie eine Oase in der Wüste. Gianfranco Fino wird von seinen Freunden auch "der Geriater der Reben" genannt. Hauptberuflich ist er Agronom, der sein Einkommen als Berater insbesondere für den Olivenanbau verdient. Über dieses Fachgebiet habe ich Gianfranco auch kennen und schätzen gelernt. Es scheint aber, dass Rebe und Wein doch eine noch grössere Faszination ausüben als Oliven und deren köstliches Öl. Als Gianfranco diese uralten Reben angeboten wurden, konnte er nicht widerstehen, denn er erkannte sofort, dass darin ein unerhörtes Potenzial steckt. Seine Reben sind nicht jene modernen Neuzüchtungen mit grossen Erträgen, sondern bestehen aus einem alten Klon mit lockeren Trauben, die zudem noch kleinbeerig und dickhäutig sind. Dies hat zur Folge, dass seine beiden Weine, die er heute produziert, mit dem was man gemeinhin unter Negroamaro und Primitivo versteht, wenig zu tun haben. Das Erstaunlichste an diesen Weinen ist ihr Facettenreichtum, der nebst der Opulenz und Fülle voll zur Entfaltung kommt. Bezaubernd ist auch die elegante Rasse und nicht zuletzt ist die Noblesse zu erwähnen, die in diesen Breitengraden doch eher selten ist.