Wer Javier Rodríguez auf einer Landstrasse irgendwo im Nirgendwo von Kastilien-León begegnet, hält ihn mit Sicherheit für einen Abenteurer. Dabei ist der bärtige Mann, der meistens eine khakifarbene Weste trägt, in Tat und Wahrheit einer der gefragtesten Weinmacher Spaniens. Aber der erste Eindruck ist nicht falsch, denn der Mann ist wirklich auf Schatzsuche: Ausgestattet mit einer Landkarte, einem Erdbohrer und einem Kopf voller Ideen sucht er nach den aussergewöhnlichsten Weinbergen. Er weiss exakt, wie sich die physikalischen und chemischen Eigenschaften eines Bodens auf die Trauben auswirken. Mit seinem Fachwissen hat er es sogar bis an die University of California geschafft, wo er einen Lehrauftrag innehatte. Sogar das weltberühmte Château Lafite-Rothschild baute bei seinen Neupflanzungen auf die Bodenanalysen des Spaniers. In seinen jungen Jahren war Javier als «flying winemaker» in ganz Spanien unterwegs.
Heute sagt er mit Überzeugung, die D.O. Toro habe die besten Weinberge des Landes. Ein Blick auf die Geschichte der Region stützt seine Behauptung: Das Gebiet war bereits den Römern bekannt, im Mittelalter war es die begehrteste Weinregion Iberiens. König Alfonso IX war ein begeisterter Förderer von Toro: «Ich habe einen Stier, der mir Wein gibt», soll er geprahlt haben. Der Wein lag nicht nur im Keller der Königshäuser, nein, er ist sogar mit Kolumbus nach Amerika gereist. Nach den Weltkriegen geriet Toro zunehmend in Vergessenheit. Erst in den letzten Jahren ist es der neuen Winzer-Generation gelungen, das Potenzial dieser D.O. voll auszuschöpfen. Dank dem Know-How von Winzern wie Javier Rodríguez gibt der «Stier» heute wieder Wein, auf den Spanien richtig stolz sein kann.