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No. 27

Jäger des verlorenen Schatzes

«Javier Rodríguez ist ein Winzer, der über die Grenzen des Gewohnten hinausgeht. Auch wir gehen in dieser Ausgabe des Flaschenpost-Magazins neue Wege. Anstatt ein Fotoshooting mit dem Winzer zu machen, hat uns die Corona-Situation auf eine völlig neue Idee gebracht: Wir könnten das Cover für einmal zeichnen lassen.v»

Dominic und Renzo

Gründer

Flasche Damalisco Roble DO Toro von Rodríguez Sanzo

«Mit Javier Rodríguez wird Weinmachen zum Abenteuer.»

Die Reichtümer der vergessenen D.O. Toro

Wer Javier Rodríguez auf einer Landstrasse irgendwo im Nirgendwo von Kastilien-León begegnet, hält ihn mit Sicherheit für einen Abenteurer. Dabei ist der bärtige Mann, der meistens eine khakifarbene Weste trägt, in Tat und Wahrheit einer der gefragtesten Weinmacher Spaniens. Aber der erste Eindruck ist nicht falsch, denn der Mann ist wirklich auf Schatzsuche: Ausgestattet mit einer Landkarte, einem Erdbohrer und einem Kopf voller Ideen sucht er nach den aussergewöhnlichsten Weinbergen. Er weiss exakt, wie sich die physikalischen und chemischen Eigenschaften eines Bodens auf die Trauben auswirken. Mit seinem Fachwissen hat er es sogar bis an die University of California geschafft, wo er einen Lehrauftrag innehatte. Sogar das weltberühmte Château Lafite-Rothschild baute bei seinen Neupflanzungen auf die Bodenanalysen des Spaniers. In seinen jungen Jahren war Javier als «flying winemaker» in ganz Spanien unterwegs.

Heute sagt er mit Überzeugung, die D.O. Toro habe die besten Weinberge des Landes. Ein Blick auf die Geschichte der Region stützt seine Behauptung: Das Gebiet war bereits den Römern bekannt, im Mittelalter war es die begehrteste Weinregion Iberiens. König Alfonso IX war ein begeisterter Förderer von Toro: «Ich habe einen Stier, der mir Wein gibt», soll er geprahlt haben. Der Wein lag nicht nur im Keller der Königshäuser, nein, er ist sogar mit Kolumbus nach Amerika gereist. Nach den Weltkriegen geriet Toro zunehmend in Vergessenheit. Erst in den letzten Jahren ist es der neuen Winzer-Generation gelungen, das Potenzial dieser D.O. voll auszuschöpfen. Dank dem Know-How von Winzern wie Javier Rodríguez gibt der «Stier» heute wieder Wein, auf den Spanien richtig stolz sein kann.

Flasche Tempranillo aged 18 months in Whisky barrels Toro DO von Rodríguez Sanzo

Die Entdeckung: Wein aus dem Whisky-Fass

Javier Rodríguez ist ein Önologe mit dem Geist eines Abenteurers. Für uns ist der Spanier schlicht der Indiana Jones des Weins. Einer, der dafür kämpft, dass die kulturelle Vielfalt des Weins auch in Zukunft erhalten bleibt. Und genau wie der legendäre Archäologe aus dem Film muss sich auch Javier Rodríguez bei seiner Schatzsuche mit «Plünderern» herumschlagen. In seinem Fall sind das industrielle Grossbetriebe, die auf Masse statt Klasse setzen und so nicht nur die Vielfalt aufs Spiel setzen, sondern auch den Ruf der ganzen Weinregion. Javier Rodríguez ist nicht nur ein gewissenhafter Önologe, sondern auch ein neugieriger Tüftler. Neben den authentischen Terroir-Weinen macht er nämlich Spezialitäten in Kleinstmengen. Ganz nach dem Motto «wer nicht wagt, der nicht gewinnt» experimentiert er beispielsweise mit angetrockneten Trauben, ungewöhnlichen Verschnitten oder mit Fässern in allen erdenklichen Formen. So kam der Whisky-Liebhaber auch auf die Idee, Wein in gebrauchten, schottischen Whisky-Fässern auszubauen. Das Spezielle daran: Die Spirituose hat die Tannine aus dem Holz gesogen. Deshalb behält der Wein die volle Frucht, erhält durch den Ausbau jedoch eine schöne Geschmeidigkeit und einen unverkennbaren Whisky-Touch. Ein einzigartiges kulinarisches Abenteuer!

Flasche Château de Bleyzac Bordeaux Supérieur von Château de Langalerie

«Im Bann des Château de Bleyzac»

Ein Bordeaux mit zauberhaftem Preis-Leistungs-Verhältnis

Es ist still, nur die Vögel zwitschern. Ein verwunschener Wald umgibt das kleine Schlösschen, das mitten auf einem Hügel thront. Davor ein märchenhafter Garten und Reben, unendliche Reihen von Reben… denn wir befinden uns nicht etwa in einem Märchen der Gebrüder Grimm, sondern im Herzen des Bordelais. Und hier regiert auch keine böse Stiefmutter, sondern einzig und allein der Wein. Lange war es still um das wunderschöne Anwesen. Doch 2014 kam mit dem StarÖnologen Michel Rolland der passende «Prinz», um das Château aus dem Dornröschenschlaf zu holen. Wachgeküsst mit einem Wein, dessen unschlagbares Preis-Leistungs-Verhältnis aufhorchen lässt. Klingt zu schön, um wahr zu sein? Es kommt sogar noch besser: Dem Top-Önologen ist es nämlich nicht entgangen, dass die Böden hier in der Gemeinde Saint-Quentin de Caplong eine ähnliche Beschaffenheit haben wie im berühmten, nur 30 Kilometer entfernten Saint-Émilion. Also das perfekte Terroir für Merlot, weshalb rund 50 Hektaren Reben neu gepflanzt wurden. Zudem hat der Betrieb 2017 auf bio umgestellt. Wir sind ehrlich gesagt äusserst verblüfft über das Verhältnis von Qualität, Prestige, Nachhaltigkeit und Preis. Aber das Château, das einst dem obersten Gärtner von Sonnenkönig Louis XIV gehörte, umgab schon immer etwas Rätselhaftes. Beispielsweise eine Kellertür mit einem unterirdischen Tunnel, der zur Kirche des Ortes führt. Stoff für Märchen, nicht wahr?

Flasche Ribera del Duero DO Crianza von Valtravieso

«Der Virtuose von Valtravieso»

Höchste Weinberge, höchste Ansprüche

Kaum hatte er zum ersten Mal ein Glas Wein getrunken, wusste Ricardo Velasco, dass er Winzer werden wollte. Und er blieb dabei. Als frischgebackener Önologe ging er dann nach Bordeaux, um sich «das französische Savoir Faire» anzueignen, daraufhin erweiterte er seinen Weinhorizont in Neuseeland. Mit gerade mal 26 Jahren wurde Ricardo verantwortlicher Önologe bei Bodegas y Viñedos Valtraviesoin der D.O. Ribera del Duero. In den 6 Jahren unter seiner Leitung hat sich Valtravieso als eines der Weingüter etabliert, denen die Region ihre internationale Beliebtheit verdankt. Wie er das geschafft hat? Seine Kolleginnen und Kollegen nennen ihn scherzhaft den «Rebenflüsterer ». Tatsächlich verbringt Ricardo sehr viel Zeit in den Weinbergen. Weder Hitze noch harscher Wind können ihn davon abhalten. Beides ist auf der kargen Ebene auf 950m Höhe Alltag.

Die tägliche Challenge reizt den jungen Virtuosen – und mit viel Geduld ringt er dem Terrain erstklassige Weine ab: «Klasse und Stil erreicht man schliesslich nicht auf die Schnelle.» Was die D.O. Ribera del Duero für Rotwein ist, ist die benachbarte D.O. Rueda für Weisswein: Extreme Bedingungen und raues Terrain sorgen auch hier für intensive Aromen und eine frische Säure. Da konnte Ricardo nicht widerstehen. Valtravieso erwarb einen Rebberg – wie nicht anders zu erwarten natürlich einen der höchstgelegenen. Es ist längst kein Insiderwissen mehr: Wenn Verdejo sorgfältig verarbeitet wird, kann er in der Liga der grossen Weissweine der Welt mithalten. Ricardo Velasco beweist das aufs Schönste mit diesem vielschichtigen, verspielten Verdejo. Top!

Flasche Colledilà Chianti Classico DOCG Gran Selezione von Barone Ricasoli / Castello di Brolio

«Man muss Traditionen der Zeit anpassen, um sie am Leben zu halten.»

Francesco Ricasoli gelingt ein wegweisender Cru

1141 begann die Familie Ricasoli auf dem Castello di Brolio Wein zu keltern. Es ist somit das älteste Weingut Italiens. 1993 hat Francesco Ricasoli das traditionsreiche Castello seiner Ahnen aus den Händen eines multinationalen Konzerns zurückerobert. Seither stellt er sich immer wieder neuen Herausforderungen, um seinen illustren Vorfahren gerecht zu werden. Kein leichtes Erbe, denn Francescos Urahne Bettino Ricasoli hat nichts weniger als den Chianti Classico erfunden. Wie man Klassikern aus der Vergangenheit neues Leben einhaucht, weiss man in Gaiole bestens. Schliesslich pilgern jedes Jahr im Oktober Tausende Velofahrer dorthin, um an der «Eroica» teilzunehmen, dem berühmten Retro-Radrennen. Dann sieht man auch Francesco Ricasoli auf seinem historischen Bianchi-Velo, wie er zu seinem Anwesen hinauffährt. Der weisse Schotter knirscht unter den Reifen, er tritt ordentlich in die Pedale. Man merkt: Dieser ältere Herr strotzt vor Energie und Ehrgeiz. Ganze drei Jahre hat er investiert, um das Terroir seiner Weinberge exakt zu vermessen. Das Resultat der Anstrengung finden wir nun im Cru Colledilà. Der Wein stammt aus einer 7 Hektaren umfassenden Einzellage mit besonders kalziumhaltigem Boden. Es ist ein würziger und erdiger Wein von beeindruckender Konzentration. Selbst Weinkritiker James Suckling kam ins Schwärmen: «Die Komplexität und Tiefe im Finale sind atemberaubend.» Ein grosser Klassiker, der die Zeit und ihre Modeströmungen überdauert.

Flasche Pirú Torrontés von Pirú

«¡Viva Argentina!»

In der Vielfalt liegt die Stärke

Argentinien vereint in sich Regenwälder und Wüsten, hohe Gebirgsketten und endlose Ebenen, Vulkane und Gletscher. Vielfalt findet man auch in der Kultur: Als Einwandererland war es stets ein Schmelztiegel der Nationen. Der Schriftsteller Jorge Luis Borges bezeichnete seine Landsleute einmal scherzhaft als «Italiener, die Spanisch sprechen und gerne Engländer wären, die glauben, in Paris zu leben.» Vor allem im Hafenviertel von Buenos Aires sind zahlreiche europäische Traditionen verschmolzen, um sich unter lateinamerikanischem Feuer neu zu formen. Ein Musterbeispiel dafür ist der Tango. Das Quartier «La Boca» an der Mündung des Rio de la Plata ist geradezu ein Symbol für die lebendige Vielfalt Argentiniens und seiner Geschichte: Die originellen, farbenfrohen Häuser wurden aus dem Blech abgewrackter Schiffe gebaut und mit Schiffslack bunt bemalt.

Auch in Sachen Wein hat Argentinien Altbewährtes aus Europa unter seinen einzigartigen Bedingungen neu zusammengeführt. So auch bei der weissen Nationalrebsorte Torrontés. Sie hat einen spanischen Vater und eine kreolische Mutter, deren Vorfahren mit den ersten europäischen Siedlern in Südamerika ankamen. Torrontés hat sich perfekt an die Bedingungen Argentiniens angepasst: Sie ist eine Gipfelstürmerin mit der Credo «je höher, desto besser». Der Pirú stammt von Weinbergen aus über1700 Höhenmetern. Im Cafayate-Tal, einem der letzten Ausläufer der Anden, traf die fruchtigfrische Torrontés auf den eleganten Riesling. Man kann es sich vorstellen wie ein gewissenhafter Deutscher, der mit einer feurigen Argentinierin Tango tanzt. Das muss einfach gut kommen, oder?