Vor 15 Jahren sah das Leben von Olivier Ramé noch ganz anders aus. Zusammen mit seiner Frau Stéphanie lebte er in einem Appartement in Paris. Er war Finanzberater, sie war Marketingmanagerin. Klar, die beiden tranken gerne Wein, zumal Stéphanie aus einer Winzerfamilie stammt. Aber dass er selbst mal Winzer werden würde, hätte Olivier nie gedacht. Schliesslich lief seine Karriere als Experte für Firmenfusionen bestens – wer denkt da schon an einen Neuanfang? Doch dann häuften sich die Momente, in denen Olivier genug hatte von der Grossstadt und der Finanzwelt. Als sein Schwiegervater eines Tages verkündete, dass er sein Weingut verkaufen würde, ging ein Ruck durch den jungen Franzosen. Er beschloss, einen völlig neuen Weg einzuschlagen. Er kündigte seinen Job und machte eine Ausbildung zum Winzer. Allerdings war schnell klar, dass er als Weinmacher nicht einfach den ausgetretenen Pfaden folgen wollte. Also reiste er zwei Jahre lang um die Welt und besuchte 200 Weinregionen. «Ich wollte möglichst vielfältige Erfahrungen rund um das Thema Wein sammeln, sehen wie es anderswo gemacht wird und meinen eigenen Stil finden», erklärt der ambitionierte Quereinsteiger. Die ersten Jahre als Winzer waren herausfordernd, denn das Weingut war bis dahin sehr konventionell geführt worden und hatte seine Weine nicht selbst abgefüllt, sondern an Zwischenhändler verkauft. Viel Arbeit und ein komplettes Umdenken waren nötig, um «Maison Ventenac» zu dem innovativen Bioweingut zu machen, das es heute ist. Doch Olivier beweist auch in seiner Freizeit, dass ihm steinige Wege liegen. Mit seinem Gravel Bike erkundet er die südfranzösische Landschaft querfeldein, wie es ihm gefällt. Nie auf Abwegen, aber garantiert auf Steilkurs!

Radikal unterwegs
«Weine sind wie Kunstwerke. Sie sind einzigartig, weil die Persönlichkeit des Menschen einfliesst, der das Produkt hervorbringt. Genau aus diesem Grund machen wir dieses Magazin. Wir wollen dir die Geschichten erzählen, die in einem Wein stecken. Lass dich heute inspirieren von den unterschiedlichsten Wein-Persönlichkeiten! Freiheitsliebender Querkopf, schlauer Fuchs oder die Ruhe in Person – wen lädst du an deinen Tisch ein? Wir wünschen dir viel Spass beim Lesen.»

Olivier Ramé will deine Ansichten über Wein verändern
«Es geht mir darum, den Wein vom Sockel zu holen», sagt Olivier Ramé mit rebellischem Unterton, «wir sollten ihn dorthin zurückbringen, wo er wirklich hingehört – in unsere Kehlen». Dabei sei es letzten Endes nicht wichtig, was auf dem Etikett stehe. Den Gaumen interessiere nur, dass der Wein gut schmecke. «Appellation? Château? Das interessiert mich alles nicht!» Eine ziemlich radikale Ansicht. Erst recht für einen Franzosen und noch mehr für einen Winzer, der sich beides auf die Fahne – oder besser gesagt auf die Flasche – schreiben könnte. Er sei während seiner zweijährigen Reise durch die Weingebiete dieser Welt zu einem «Dissidenten» geworden: «Ich mache Weine, die mir gefallen – und nicht Weine, die andere von mir erwarten.» So keltert er beispielsweise reinsortige Weine wie «La Muse», was den Regeln der AOP Cabardès widerspricht. Als er nach Südfrankreich kam und vieles hinterfragte, galt er bald als «un peu fou», ein bisschen verrückt. Dabei ist Olivier einfach ein Mensch, der sich traut, seinen Weg zu gehen. Und zwar auch dort, wo die meisten nur eine Sackgasse sehen. 2013 hat der Winzer beim Arbeiten mit einer Maschine den Ringfinger seiner linken Hand verloren. Trotzdem hat er ein paar Jahre später angefangen, Gitarrenstunden zu nehmen. Und siehe da: Es geht auch mit einem Finger weniger! Man muss es nur wollen. Olivier ist überzeugt, dass jeder Mensch eine «dissidente Seite» hat. Wir finden sie dort, wo wir uns voll und ganz für «unser eigenes Ding» einsetzen, wo wir keine Kompromisse eingehen. Die «dissidente Seite» ist der Nährboden, um über sich selbst hinauszuwachsen. Olivier Ramé macht es vor. Mit seiner aussergewöhnlichen Lebensgeschichte und mit seinen radikal guten Weinen.

Auszeichnungen
Robert Parker: 91 Punkte
«In der Ruhe liegt die Kraft»
Fünf Fragen an Winzerin Claudia Quevedo
Wie bist du zum Wein gekommen?
Ich bin in die Welt des Weins hineingewachsen, weil ich mein ganzes Leben lang von Reben und Weinen umgeben war. Mein Bruder und ich sind die 5. Generation einer Winzerfamilie aus dem Douro. Von daher war es sehr einfach, meiner Berufung zu folgen. Ich habe Önologie studiert, um die Geschichte unserer Winzerfamilie weiterzuschreiben.
Was gibt dir Energie?
Die unbeschreibliche und wunderbare Landschaft des Douro. Wie Miguel Torga, ein Dichter aus der Region, einmal gesagt hat: «Der Douro ist eine Ausschweifung der Natur, ein geologisches Gedicht.»
Wie beschreiben dich deine Freundinnen und Freunde?
Als zufriedene Person, die super positiv eingestellt ist. Zudem bin ich stark verbunden mit der Familie und der Familiengeschichte. Aber vor allem: Authentisch und meinem Wesen treu.
Wäre Claudia’s Red ein Musikstück, welches wäre es?
«Für Elise» von Ludwig van Beethoven. Das ist seit meiner Kindheit mein Lieblingslied der klassischen Musik – und heute spielt es meine 14-jährige Tochter Beatriz perfekt auf dem Klavier.
In welchem Moment ist Claudia’s Red der perfekte Wein?
Wenn du viel Zeit hast und mit ein paar netten Leuten ein gutes Glas Wein geniessen möchtest. Dieser Wein will in aller Ruhe und ohne Eile getrunken werden, damit man sich richtig auf ihn einlassen kann. Sodass am Ende alle glücklich, zufrieden und erfüllt sind.
Auszeichnungen
Robert Parker: 91 Punkte

«Vielschichtig und ungezwungen wie ein gutes Gespräch»
La Pica besticht mit Qualität und Zugänglichkeit
Gute Ideen kommen oft bei einem Glas Wein. Warum? Liegt es daran, dass Wein euphorisch macht? Möglich. Dass er die Zunge lockert? Vielleicht. Wir glauben, dass die Magie in erster Linie darin liegt, dass gemeinsames Weintrinken eine entspannte Atmosphäre schafft, in der man achtsam miteinander reden kann. Ausserdem entsteht eine besondere Verbindung, wenn man sich eine Flasche Wein teilt. Beste Voraussetzungen also, um gemeinsam ein Abenteuer auszuhecken oder eine Vision zu entwickeln. Steht eine tiefgründige Unterhaltung an, greifen wir gerne zu einem Pica. Die Weine sind nämlich vielschichtig und hochwertig, aber auch ungezwungen. Genau wie ein gutes Gespräch. Zudem verkörpert der Ritter Don Quijote auf dem Etikett Werte wie Mut, Willensstärke und Leidenschaft. Genau das, was es zur Umsetzung von Ideen und Träumen braucht. Stossen wir an auf all die Firmen, Reisen, Vereine oder Abenteuer, die bei einem gemeinsamen Glas Wein entstanden sind!

«Neugierig und clever wie ein Fuchs»
Die Erfolgsgeschichte von Francesco Ricasoli
Barone Ricasoli ist das älteste Weingut Italiens. Hier wurde der Chianti erfunden und sogar einen Ministerpräsidenten brachte das Haus hervor. Heute führt Francesco Ricasoli, der 32. Baron von Brolio, das Traditionshaus. Seinen illustren Vorfahren steht er punkto Erfindergeist und Weitblick in nichts nach. 1993 hat Francesco das Weingut seiner Ahnen zurückerobert. Zuvor darbte es zwanzig Jahre lang in den Händen eines multinationalen Konzerns und erlitt dabei einen beträchtlichen Imageschaden. Francesco ist es innert 30 Jahren gelungen, das Weingut zurück an die Spitze Italiens zu bringen. Sein Geniestreich war die exakte Analyse und Vermessung der Böden. Dieser aufs Terroir fokussierte Ansatz ist für die Toskana neu. Die herausragende Qualität seiner Weine beweist allerdings, dass Francesco Ricasoli damit auf dem rechten Weg ist. Doch der Baron ruhte sich nicht auf seinen Lorbeeren aus. Seine unstillbare Neugier veranlasste ihn dazu, sein Territorium auszudehnen und in die Region Bolgheri zu expandieren. Ihn reizte dieses völlig andere Terroir an der toskanischen Küste. Da der schlaue Fuchs nichts dem Zufall überlässt, hat er Carlo Ferrini ins Boot geholt. Der Italiener zählt zu den besten Önologinnen und Önologen der Welt. Gleich der erste Jahrgang des «Astuto» wurde von der Weinkritik gefeiert. Seitdem sieht man die Füchse immer häufiger durch edle Abendessen streifen – am liebsten zu rotem Fleisch oder Wild.

«Unpluggen in der Natur»
Der entspannte Wein für goldene Herbsttage
«Wein ist für mich Musik!», betont der österreichische Winzer Hannes Reeh – und weil seine Weine ohne Schönung und Kosmetik auskommen, fand der Rockmusikfan die Bezeichnung «unplugged» perfekt für seinen Wein. Und wie schmeckt ein Zweigelt in der Akustikversion? «Es ist wie Gitarre spielen am Lagerfeuer. Genau so pur und echt.» Ja, Hannes Reeh beweist viel Taktgefühl für die Natur, sein Wein wirkt angenehm entspannt. Deshalb ist dieser Zweigelt für uns der ideale Wein zum Herbstbeginn: wie geschaffen für die warmen, goldenen Tage. Die Ruhe, Sanftheit und Farbenpracht der Natur lädt uns ein zum Verweilen und «Unpluggen». Einfach mal den Stecker ziehen und geniessen, lautet die Devise. Apropos Herbstgenuss: Dieser vollmundige, kräftige Zweigelt passt fabelhaft zu Wild. Wo sich Reeh und Hirsch gute Nacht sagen, lässt es sich definitiv gut leben!