Die 25-jährige Federica Boffa Pio ist die jüngste Topwinzerin Italiens. «Ich wurde eben unter einem guten Stern geboren», meint die Piemonteserin lachend. Damit bezieht sie sich nicht etwa auf astrologische Gegebenheiten, sondern in guter Winzerinnenmanier auf den Weinjahrgang ihres Geburtsjahres. 1997 war beim Barolo ein aussergewöhnlich gutes Jahr. Die Weine gelten als reif, tiefgründig und gut strukturiert.
Tatsächlich darf man dies auch von Federica sagen. Seit 2 1⁄2 Jahren führt die Betriebswirtin den bald 150-jährigen Betrieb. Sie hatte immer gewusst, dass sie eines Tages das Familienunter nehmen übernehmen würde, aber sie hätte nie erwartet, dass dieser Tag so früh kommen würde... Im April 2021 starb ihr Vater Pio Boffa an Komplikationen im Zusammenhang mit Covid-19. Da blieb keine Zeit, darüber nachzudenken, ob sie sich bereit fühlte, seine Nachfolge anzutreten. Das Geschäft verlangte, dass die damals 23-Jährige sofort in die Fuss stapfen ihres Vaters trat.
Diese Herkulesaufgabe meistert Federica seither mit Bravour. Dabei kann sie auf ein eingespieltes Team zählen: Der Agronom ist seit 20 Jahren dabei und der Önologe hat seit 1981 keine Traubenlese verpasst. Besonders geprägt hat sie der Rat ihres Vaters, nicht kurzlebigen Trends nachzugeben, sondern auf den eigenen Weg zu vertrauen. Ihre Mission besteht deshalb nicht darin, den Barolo und sein Image völlig umzukrempeln, aber ihn ein bisschen zu entstauben: «Viele glauben, dass ein Barolo nur zu festlichem Essen passt – aber ich finde, er schmeckt am besten zu frischem Brot mit etwas Olivenöl und Parmesan», sagt die dynamische Winzerin. Wir finden, diese erfrischende Lockerheit steht dem altehrwürdigen Klassiker ausgezeichnet.
Auszeichnungen
Robert Parker: 95/100, James Suckling: 94/100